Informationen für den Patienten

In dieser Rubrik finden Sie Informationen zu häufigen Magen-Darm- und Leber-Erkrankungen.


Eisenmangel kommt häufig vor und kann bei schwereren Formen bis zur Anämie (Blutarmut) führen. Die Eisenmangelanämie ist die häufigste Form der Blutarmut. Die häufigste Ursache für einen Eisenmangel stellt ein chronischer Blutverlust dar. Er kommt neben einer übermässig starken Periode (Hypermenorrhoe) vor allem durch chronische, meist okkulte (= versteckte, unbemerkte) Blutungen im Magen-Darm-Trakt zustande. Die folgende Tabelle zeigt die häufigsten Ursachen für einen Eisenmangel:

Blutverlust
  • über Gastrointestinaltrakt (sehr häufig), z.B. infolge blutendem Dickdarmkrebs, Magen- oder Zwölffinger-darmgeschwür, Refluxkrankheit u.a.m.
  • Menstruation (Hypermenorrhoe)
  • Verlust über die Harnwege (Hämoglobinurie)
  • Chronische Niereninsuffizienz und Hämodialyse
Erhöhter Eisenbedarf
  • Wachstum
  • Schwangerschaft
  • Laktation
  • Sport
Verminderte Eisenaufnahme
  • inadäquate, v.a. vegetarische Ernährung
  • Malabsorption z.B. infolge Zöliakie, fehlender Säure-produktion im Magen, Zustand nach Magenentfernung oder -bypass
Seltenes
  • Atransferrinämie (Eisenspeicherprotein fehlt)
  • Antitransferrin-Rezeptor-Antikörper

Das Eisen wird über die Nahrung resp. über den Magen-Darm-Trakt, genauer über das Duodenum (Zwölffingerdarm), aufgenommen. Im Blut wird es durch das Eisentransportprotein (Transferrin) vor allem zum Knochenmark transportiert und dort für die Bildung von roten Blutkörperchen verwendet. Nur ein geringer Anteil des Eisens wird in den Muskeln zur Bildung von Myoglobin und in anderen Geweben zur Bildung von Enzymen und Zytochromen benötigt. Vor allem in der Leber, aber auch in den Makrophagen (Abwehrzellen) von Milz-/Leber-/Lymphsystem wird Eisen in Form von Ferritin (Eisenspeicherprotein) gespeichert und bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Eisen kann nicht aktiv ausgeschieden werden, sondern verlässt den Körper nur über ihn verlassende Zellen, wie z.B. abgeschilferte Schleimhautzellen des Gastrointestinaltraktes oder Hautzellen oder über verlustig gehende rote Blutkörperchen bei Blutungen.

Eisenmangel kann je nach Ausmass zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit und auch zu Konzentrationsschwäche führen. Kommt eine Anämie dazu, können diese Symptome sich weiter verstärken und es kann zudem auch zur Atemnot, zu Kopfschmerzen, Schwindel und Herzrasen kommen. Da sich ein Eisenmangel häufig schleichend entwickelt, werden diese Symptome oftmals erst spät erkannt. Eisenmangel und auch die dadurch entstehende Anämie sind keine eigenständigen Krankheiten, sondern nur Symptome einer anderen Krankheit (z.B eines Dickdarmkrebses oder einer Zöliakie). Aus diesem Grunde kommen oftmals noch die Symptome der Grundkrankheit dazu (z.B. Stuhlunregelmässigkeit beim Dickdarmkrebs oder Durchfall, Blähungen bei der Zöliakie).

Zur Diagnose benötigt man in aller Regel ein Blutbild und die Bestimmung des Eisenspeicherproteins (Ferritin). Bei tiefem Ferritin-Spiegel (i.d.R. < 30mg/dl) ist der Eisenmangel besiegelt. Ob zusätzlich eine Anämie besteht, zeigt das Hämoglobin im Blutbild, das bei Frauen dann <12 und bei Männern <14g/dl beträgt. Der Eisenspiegel im Blut kann über das Vorhandensein eines Eisenmangels nichts aussagen.

Wichtig ist, dass immer nach einer Erklärung für den Eisenmangel gesucht wird. Zur Behandlung gehört dann natürlich auch die Therapie der Ursache (z.B. operative Entfernung des Tumors bei Kolonkarzinom oder Einführung einer glutenfreien Ernährung bei Zöliakie). Da der Eisenmangel in der Regel mit der Ernährung nicht normalisiert werden kann, muss Eisen substituiert werden. Dies geschieht meist durch die orale Gabe von Eisenpräparaten (z.B. Gynotardiferon®, Ferrum Hausmann® u.a.m.), sofern die Eisenaufnahme im Dünndarm nicht gestört ist (wie z.B. bei der Zöliakie). In solchen Fällen kann das Eisen auch intravenös verabreicht werden (mittels Venofer®), was ungefährlich ist (schwerwiegende Nebenwirkungen wie z.B. eine allergische Reaktion sind sehr selten), viel rascher geht, aber auch deutlich teurer ist. Aktuell ist ein neues Präparat, Ferinject®, auf den Markt gelangt. Dieses ist möglicherweise noch besser verträglich als Venofer® und hat vor allem den Vorteil, dass grössere Mengen Eisen "auf's Mal" verabreicht werden können. Die Erfahrungen mit diesem Präparat beruhen aber noch auf wenigen Studien und Patienten. Bei der intravenösen Verabreichung von Eisenpräparaten muss peinlichst genau darauf geachtet werden, dass der Infusionskatheter während der gesamten Infusion intravenös liegen bleibt. Läuft das Eisen nämlich neben die Vene unter die Haut, so können sehr unschöne, über Monate bestehen bliebende braune Hautverfärbungen entstehen.

Der intravenös zu substituierende Eisenbedarf berechnet sich nach folgender Formel:

Gesamteisendefizit [mg] = KG [kg] x (Soll-Hb - Ist-Hb [g/l]) x 0.24 + Reserveeisen [mg]

Erklärungen zu Formel: KG = Körpergewicht; Soll-Hb = 150g/l; Reserveeisen beim Erwachsenen = 500mg. Beispiel: ein 70kg schwerer Patient mit einer Eisenmangelanämie von 110g/l hat somit einen Eisenbedarf (oder ein Gesamteisendefizit) von 1172mg resp. aufgerundet von ca. 1200mg.

Eisen aus tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Geflügel und Fisch wird vom Körper besser aufgenommen (ca. 10 bis 20%), wohingegen Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Gemüse, Früchte, Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse meist schlecht aufgenommen wird (3 bis 5%). Deshalb sollte bei Eisenmangel vor allem Fleisch, Geflügel und Fisch gegessen werden. Vitamin C erhöht die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln. Deshalb sollten die Mahlzeiten mit Vitamin C-reichen Nahrungsmitteln ergänzt werden (z.B. Zitrusfrüchte, Kartoffeln, Peperoni u.v.a.m.). Schwarztee, Grüntee, Eistee und Kaffee hemmen die Eisenaufnahme, weshalb diese Getränke nicht gleichzeitig mit der Nahrungsmittelaufnahme eingenommen werden sollen. Das gleiche gilt für Milchprodukte.